Kinderkliniken vor dem Burn-out! SPD-Fraktion mit Rettungsplan

Der Rundgang durch die Kinderklinik Siegen zeigt es: Allen heutigen medizinischen Wünschen entspricht die Architektur nicht mehr. Kein Wunder, schließlich ist das Gebäude bereits 105 Jahre alt. Es ist eines der Symptome der vielen Herausforderungen, vor denen die Kinder- und Jugendmedizin in NRW steht. Dem System droht der Kollaps – zu Lasten der jüngsten Patient*innen und ihrer Familien.

Und doch stemmen sich die Verantwortlichen in der DRK-Kinderklinik in Siegen gegen alle Widrigkeiten. Die DRK-Kinderklinik arbeitet beispielhaft. Sie bietet ein breites Angebot mit vielen unterschiedlichen Abteilungen wie etwa der Kinder- und Jugendpsychiatrie an und setzt damit auf einen ganzheitlichen Ansatz der Gesundheitsversorgung. So stellen Dr. Hasan Sürgit, Vorsitzender des Aufsichtsrates und Vorstand DRK-Landesverband, und Carsten Jochum, Geschäftsführer der DRK-Kinderklinik Siegen, die Arbeit ihres Hauses vor. Dieses Engagement fruchtet. Davon zeugen die vielen Danksagungen von Eltern, die die Wände zieren. Ihre Kinder wurden hier behandelt, waren teils schwerkrank. Viele bedanken sich für die Arbeit, die hier geleistet wird. Die Kinderklinik macht mit ihrem interdisziplinären Ansatz eine exzellente Versorgung möglich.

Die SPD-Fraktion beim Austausch in der DRK-Kinderklinik Siegen.

„Der Ansatz kann ein Vorbild für die Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in ganz NRW sein“, sagt Thomas Kutschaty. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW ist mit dem geschäftsführenden Vorstand und dem #TeamMehrRespekt der Fraktion zu Besuch in der Siegener Klinik. Die Kinder- und Jugendmedizin auf die politische Tagesordnung zu bringen, hat für die SPD-Landtagsfraktion hohe Priorität. Gerade in den vergangenen Monaten standen die Kinderkliniken in NRW vor maximalen Herausforderungen. Ende 2022 kam es neben einem erneuten Anstieg der Corona-Infektionen zu einem besonders frühen und intensiven Anstieg von Grippe- und RS-Viruserkrankungen bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern. Die Zahl der unter Einjährigen mit dem RS-Virus lag im 4. Quartal 2022 fünfmal höher als im gleichen Zeitraum 2018. Und der Anteil auf den Intensivstationen stieg: um 350 Prozent – eine unglaubliche Herausforderung. In einigen Kommunen in NRW hieß es in den Kinderarztpraxen gar: Aufnahmestopp – nichts geht mehr! Die Wartezeiten in Kliniken betrugen teilweise mehrere Stunden. Die Ursachen: Eine maue Finanzierung und ein besonderer Versorgungsaufwand bei kleinen Patient*innen bei gleichzeitigem Personalmangel. „Die Kinder- und Jugendmedizin in NRW steht immer wieder kurz vor dem Burn-out“, sagt Thomas Kutschaty.

Daher fordert er mit seiner Fraktion im Düsseldorfer Landtag konkrete Verbesserungen ein. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Deshalb brauchen sie auch eine andere Betreuung und Behandlung als Volljährige. Vor allem soziale Aspekte müssen in der Kinderversorgung deutlich in den Mittelpunkt gestellt werden“, sagt Thomas Kutschaty.

Eindrücke aus der Kinderklinik: Viele Familien sind dankbar für die exzellente Versorgung.

Lisa-Kristin Kapteinat, stellvertretende Vorsitzende, hat mit ihren Kolleg*innen in der Fraktion einen umfassenden Forderungskatalog aufgestellt: „Es muss gewährleistet werden, dass jedes Kind unabhängig vom Wohnort, der finanziellen Situation der Eltern oder dem Geschlecht den gleichen Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung erhält. Wir wollen, dass es mehr Kinderärzt*innen und mehr Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen gibt.“ Dazu müssten die Studienplätze massiv ausgebaut werden. Aus Sicht der Fraktion braucht es auch eine Personaloffensive, die den Personalnotstand in Krankenhäusern beendet. Das Ziel stattdessen: einen ganzheitlichen, individuellen Versorgungsansatz möglich machen. Letztlich gehe es auch darum, Best Practise-Beispiele wie den interdisziplinären Ansatz der DRK-Kinderklinik in Siegen auf ganz NRW zu übertragen, sagt Lisa-Kristin Kapteinat.

Die SPD-Landtagsfraktion hat die Landesregierung bereits aufgefordert, entsprechend zu handeln. Der Antrag auf einen „Masterplan zur Stärkung der Kindergesundheit“ ist auf dem Weg. Im Mai wird er Gegenstand einer Anhörung von Fachleuten im Landtag. „Der Austausch in Siegen bestätigt uns, wie hoch der Handlungsbedarf ist“, sagt Lisa-Kristin Kapteinat. Zum Antrag geht es hier: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD18-2552.pdf

 

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