Am Sonntag endet mit der großen CSD-Demo der 15. „Cologne Pride“. Hunderttausende werden bei der Parade die Straßen säumen und für LSBTTI*-Rechte friedlich und ausgelassen demonstrieren. Dass eine der größten Prides Europas hier in NRW stattfindet, kann uns alle stolz machen. Das ist ein großartiger Verdienst der jahrelangen ehrenamtlichen Arbeit des Kölner Lesben- und Schwulentag e.V. und seiner vielen Freund*innen und Unterstützer*innen.
In diesem Jahr blicken wir auf zwei wichtige und grundlegende politische Errungenschaften zurück: Zum einen natürlich die „Ehe für Alle“, die nach Jahrzehnten der konservativen Blockade endlich beschlossen wurde und in diesen Tagen ihren ersten Geburtstag feiert. Viele gleichgeschlechtliche Paare haben sich seit der rechtlichen Gleichstellung getraut oder ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe umgewandelt.
Ebenfalls ein knappes Jahr zurück liegt der Beschluss des Bundestages, die Opfer des § 175 nicht nur vollständig zu rehabilitieren, sondern auch zu entschädigen. Es ist eine späte und überfällige Entschädigung, die das Leid, das Homosexuelle in den frühen Jahren der Bundesrepublik allein aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erfahren mussten, nicht ungeschehen machen kann. Dennoch ist es ein wichtiges Signal: Unrecht darf nicht hingenommen werden und für seine Beseitigung braucht man oft einen langen Atem – aber es lohnt sich. Um es mit den Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu sagen: „Allen Schwulen, Lesben und Bisexuellen, allen Queers, Trans- und Intersexuellen in unserem Land, Ihnen allen rufe ich heute zu: Auch Ihre sexuelle Orientierung, auch Ihre sexuelle Identität stehen selbstverständlich unter dem Schutz unseres Staates. Auch Ihre Würde ist so selbstverständlich unantastbar, wie sie es schon ganz am Anfang hätte sein sollen.“
Trotz der Fortschritte bleibt viel zu tun. Mit dem politischen Rechtsruck geraten auch alle Errungenschaften für LSBTTI* unter Druck. Rechte Bewegungen können nur erfolgreich sein, wenn sie spalten und gesellschaftliche Gruppen gegeneinander ausspielen. Schon heute sind die Versuche, Homo-, Bi-, Trans- und queere Menschen als Gefahr für die vermeintlich „traditionelle“ Familie zu diffamieren, deutlich vernehmbar. Der Kampf für Gleichstellung und Anerkennung wird als Ausdruck einer elitären „Political Correctness“ verleumdet.
Wir dürfen diesen Rollback nicht zulassen. „Coming-out in DEINEM Style“ ist das Motto der diesjährigen Cologne Pride. Jede*r muss das unverrückbare Recht haben, seine Persönlichkeit frei entfalten zu dürfen, unter Garantie der universellen Menschenrechte. Die Würde des Menschen ist für ALLE unantastbar. Einen Rollback zurück in eine Zeit, in der ein Coming-out aus Angst vor Strafe, Verleumdung und Verfolgung kaum möglich war, werden wir als Sozialdemokraten nicht zulassen. 
Uns bestärkt dabei, dass wir viele sind: In diesem Jahr gibt es 13 CSDs allein in NRW – Tendenz steigend. Das macht Mut und gibt die nötige Kraft, weiter für die Rechte von LSBTTI* zu kämpfen.
Wir wünschen allen Teilnehmer*innen und Besucher*innen eine grandiose Cologne-Pride-Parade!
Frank Müller MdL, Beauftragter der SPD Landtagsfraktion NRW für LSBTTI*
Regina Kopp-Herr, stellvertretende Fraktionsvorsitzende
Sven Wolf, stellvertretender Fraktionsvorsitzender