Die nordrhein-westfälische Ministerin für Schule und Bildung, Yvonne Gebauer (FDP), fordert Gymnasiallehrerinnen und -lehrer, die nach ihrer Ausbildung zum Schuljahresbeginn keine Stelle erhalten haben, auf, sich zwei Jahre für das Grundschullehramt zu verpflichten, um dann eine Festanstellung zu erhalten. Dazu erklären Eva-Maria Voigt-Küppers, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW, und Jochen Ott, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion:
Eva-Maria Voigt Küppers: "Die schwarz-gelbe Landesregierung versucht ihre eigene Hilflosigkeit mit einem noch hilfloseren Versuch zu übertünchen. Gerade in der Grundschule ist Kontinuität von Bezugspersonen besonders wichtig. Ein willentlicher und wissentlicher Bruch dieses wichtigen Vertrauensverhältnisses durch eine Befristung im Vorhinein auf zwei Jahre halten wir für grob fahrlässig. In der Grundschule werden die Weichen der weiteren schulischen Laufbahn gestellt, ein umsichtiger Umgang in pädagogischen Fragen ist hier von besonderer Wichtigkeit. Der Grundproblematik, nämlich fehlende Lehrerinnen und Lehrer für das Grundschullehramt, kann man mit dieser Maßnahme der Ministerin kaum gerecht werden. Dafür muss ein weitergreifendes Konzept aus erleichtertem Seiteneinstieg und gesteigerter Attraktivität des Berufsbilds Grundschullehrer entwickelt werden."
Jochen Ott: "Die Ministerin schafft durch ihr Angebot weiteren Unfrieden und Unruhe in der schulischen Landschaft – ein ständiger Wechsel im Kollegium, der auf dem Rücken der Kinder und Lehrerinnen und Lehrer stattfinden wird. Denn auch die Lehrerinnen und Lehrer, die nach zwei Jahren wieder wechseln, werden es schwer haben, in ihrem Übergangskollegium Fuß zu fassen. Darüber hinaus entsteht so ein Gefälle unter den Lehrerinnen und Lehrern, welches zu einem eisigen Klima im Lehrer/innenzimmer führen könnte, da die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen, die lange und mit viel Herzblut an der Grundschule tätig sind, die jungen Nachwuchskräfte anlernen, aber weniger verdienen. Die jungen Kolleginnen und Kollegen werden nämlich bereits als Einsteiger mit A13 besoldet, die Grundschulkräfte erhalten auch nach langen Jahren und viel Erfahrung weiterhin nur A12. Der Lehrberuf ist kognitiv und emotional herausfordernd, daher sollte das Klima in den Lehrerkollegien nicht unnötig vergiftet werden.
Für uns gilt: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Oder ist dies schon der Vorgriff auf die Annahme unseres Antrags zum gleichen Lohn für Lehrkräfte?"