In der heutigen Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses „Kindesmissbrauch“ (PUA IV) wurde der ehemalige Landrat des Kreises Höxter vernommen. Details will er nicht gekannt haben, für die Arbeit seien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer niedrigeren Besoldungsstufe zuständig gewesen. Seine ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten die Fragen auch besser beantworten als er, so der ehemalige Behördenchef. Bei der Vielzahl von Ereignissen könne er sich nicht sonderlich an den Fall „Lügde“ erinnern. Hierzu erklären Jürgen Berghahn, Sprecher, und Andreas Bialas, Obmann der SPD-Fraktion im Landtag NRW im PUA IV:

Jürgen Berghahn:

„Unter der Leitung dieses Landrates hat es keine Aufarbeitungskultur der hundertfachen sexuellen Gewalt gegen Kinder im Kreis Höxter gegeben. Der Landrat hat sich heute ahnungslos präsentiert. Er wisse nicht, wie viele Opfer es gebe, er habe sich nicht eine Akte vorlegen lassen, habe sich darum nicht kümmern können. Wie schlimm muss ein Vorfall denn noch sein, damit sich der oberste Chef kümmert? Es ist unglaublich, dass er heute die ganze Verantwortung von sich geschoben hat.“

Andreas Bialas:

„Auf die berechtigten Fragen der Mitglieder im Untersuchungsausschuss beschwert sich der Landrat: ‚Was soll Lügde noch anrichten?‘ Und dann ergänzte er später: ‚Unterm Strich muss es stimmen.‘  Darüber bin ich entsetzt und tief erschüttert. Die richtige Frage muss doch sein: Was hat der Missbrauchskomplex Lügde bei diesen mehr als 40 Kindern angerichtet? Es ist mir schleierhaft, wie der Chef einer Behörde derart instinktlos über das Leid von mindestens fünf Opfern spricht. Als Anwalt der Kinder sieht er sich offensichtlich nicht.“