THEMA INNERE SICHERHEIT
Gerechtigkeit bedeutet Schutz vor Kriminalität
Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Staates, für die Sicherheit der Bevölkerung Sorge zu tragen und diese vor Übergriffen und Kriminalität zu schützen. Nur sehr reiche Menschen können sich einen schwachen Staat leisten und gegebenenfalls selber für ihre Sicherheit sorgen. Die Allgemeinheit ist jedoch – wie auch in zahlreichen anderen Lebensbereichen – auf einen handlungsfähigen Staat angewiesen. Auch hier gilt somit: Erforderlich ist eine Politik für die Vielen, nicht die Wenigen! Dabei wird niemand einen absoluten Schutz vor kriminellen Handlungen garantieren können. Es besteht jedoch die Verpflichtung, alle rechtsstaatlich zulässigen Möglichkeiten auszuschöpfen, um Kriminalität und ihre Ursachen zu bekämpfen. Der demokratische Rechtsstaat hat dabei vor dem Hintergrund seines Gewaltmonopols sowohl ein Garant für die Aufrechterhaltung und Verteidigung der inneren Sicherheit als auch für die Wahrung der Freiheitsrechte zu sein. Sicherheit steht immer im Dienst der Freiheit. Der Staat muss für eine vernünftige Balance zwischen beiden Polen einstehen und eine Politik betreiben, die gegen Kriminalität und ihre Ursachen konsequent und entschlossen vorgeht, dabei aber Augenmaß wahrt.
Unsere zentralen Forderungen im Überblick:
- NRW muss die Präventionsprogramme fortsetzen und ausbauen, die die Bekämpfung von Jugendkriminalität und politischem und religiösem Extremismus vorantreiben.
- Wir fordern die Stärkung der Polizeipräsenz vor Ort, damit Verbrechen erfolgreich bekämpft und vorgebeugt werden können.
- Wir müssen einen effektiven Handlungsspielraum für PolizistInnen schaffen, der sowohl den Schutz der BürgerInnen als auch den Schutz der Polizei selbst garantiert.
- Im Kampf gegen Organisierte Kriminalität ist dringend zusätzliches Personal erforderlich, um die kriminellen Strukturen langfristig und nachhaltig zu bekämpfen.
- Wir müssen Feuerwehr, Rettungsdiensten und Katastrophenschutz durch Weiter- und Fortbildungen stärken.
- Es ist erforderlich, Maßnahmen zum Schutz der Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten zu identifizieren und umzusetzen.
Stimmung in der Gesellschaft
Sicherheit ist eine Voraussetzung für ein freies, selbstbestimmtes Leben. Umgekehrt dürfen Freiheitrechte nicht durch eine einseitige und ausschließliche Fixierung des Staates auf Sicherheitsbedürfnisse erstickt werden. Denn sämtliche Maßnahmen zur Stärkung der inneren Sicherheit müssen letztendlich das Ziel verfolgen, unser Leben in Freiheit zu schützen und zu bewahren.
In den letzten Jahren ist in der Gesellschaft die Sorge vor Kriminalität gestiegen. Viele Menschen fühlen sich nicht mehr ausreichend geschützt und ihre Erwartungen an die Politik, für mehr Sicherheit zu sorgen, sind hoch. Damit korrespondierend ist oftmals ihr Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates und seiner Institutionen gesunken. Dies ist auf den ersten Blick erstaunlich, da in der Polizeilichen Kriminalstatistik grundsätzlich in den letzten Jahren in vielen Bereichen sinkende Fallzahlen zu verzeichnen waren. Tatsächlich scheinen die reale Sicherheitslage und die „gefühlte Sicherheitslage“ zumindest in einigen Bereichen jedoch zunehmend auseinanderzuklaffen. Es ist jedenfalls unübersehbar, dass sich die Frage der Inneren Sicherheit zu einem zentralen politischen Thema in Deutschland und Europa entwickelt hat.
Diese Stimmungslage ist ernst zu nehmen und die Politik hat deshalb die Aufgabe, diejenigen Bereiche, in denen tatsächliche Defizite bei der inneren Sicherheit bestehen, zu benennen und hier konsequent durch geeignete und gezielte Maßnahmen gegenzusteuern. Dazu benötigen wir insbesondere eine personell und sachlich gut ausgestattete Polizei, eine entsprechend ausgestatte Justiz und auch eine Stärkung der kommunalen Ordnungsdienste. Was indes nicht weiterhilft, ist ein populistischer Wettlauf um scheinbare Lösungen und um Maßnahmen, die vordergründig ein „Mehr“ an Sicherheit suggerieren sollen, sich aber am Ende als wirkungslos herausstellen. Denn hierdurch werden Erwartungen geweckt, die zwangsläufig enttäuscht werden müssen und damit mittelfristig zu einer weiteren Erosion des Vertrauens in die Handlungsfähigkeit unseres Staates beitragen.
Um dem Anspruch der Menschen auf ein sicheres Umfeld und einen sicheren Lebensalltag gerecht werden zu können, sind deshalb neben gezielten Verbesserungen bei der Sicherheitsarchitektur auch umfassendere, gesamtgesellschaftliche Aspekte in das Blickfeld zu nehmen. Ein faires und gerecht ausgestaltetes Gesellschaftsmodell, in dem auf sozialen Fortschritt und allgemeinen Wohlstand für sämtliche Bevölkerungsschichten geachtet wird, ist unstreitig eine wesentliche Grundbedingung für eine erfolgreiche Kriminalitätsbekämpfung. Perspektivlosigkeit ist hingegen oftmals der Nährboden für Kriminalität jeglicher Art. Die Aufrechterhaltung funktionierender Strukturen in den Kommunen, die Stärkung von Wirtschaft und Beschäftigung, die Gewährleistung von sozialer Sicherheit sowie Investitionen in Bildung und in Freizeitmöglichkeiten tragen zur inneren Stabilität unserer Gesellschaft bei und sind somit genauso wichtig wie Verbesserungen bei den sicherheitspolitischen Kernaufgaben.
Zudem muss die Kriminalprävention weiter gestärkt werden. Hier wurden mit Projekten wie „Kurve kriegen“ oder „Riegel vor! Sicher ist sicherer“ in der Vergangenheit viele Maßnahmen entwickelt, die sich zur Bekämpfung von Kriminalität als großer Erfolg erwiesen haben. Sie müssen ausgebaut und weiterentwickelt werden. Denn auch bei der Kriminalitätsbekämpfung gilt: Vorbeugen ist besser als Heilen. Die „beste Kriminalität“ ist nach wie vor diejenige, die niemals stattfindet!
Konsequentes Vorgehen gegen Kriminelle, eine wirkungsvolle Präventionsarbeit sowie Investitionen in den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft zur Bekämpfung der Ursachen für Kriminalität sind für uns der Kernbereich einer erfolgreichen Sicherheitspolitik.
Gesamtgesellschaftlicher Ansatz
Um Sicherheit langfristig und nachhaltig zu gewährleisten, brauchen wir eine Strategie, die über kurzfristige sicherheitspolitische Einzelmaßnahmen hinausgeht.
Wir benötigen eine gesamtgesellschaftliche Innenpolitik, die von drei Säulen getragen wird:
- verlässliche Wissens- und Faktenbasis
- vorrausschauende und besonnene Strategie
- breite Einbindung aller relevanten gesellschaftlichen Akteure und Gruppen
Das bisherige, eng ausgelegte Konzept der Inneren Sicherheit als hauptsächlich reaktive polizeiliche Aufgabe mit getrennten und limitierten Zuständigkeiten, muss weiterentwickelt werden. Diese eindimensionale Herangehensweise wird zunehmend zu einem Hindernis bei der Gewährleistung von Sicherheit, da sie lediglich auf die Bekämpfung von Symptomen setzt, die Bekämpfung der Ursachen von Kriminalität aber vernachlässigt. Nötig ist deshalb ein Zusammenwirken von Repression und Prävention, getragen von einer vorausschauenden Strategie, die sämtliche Akteure umfasst und sich nicht nur auf rein polizeiliches Handeln konzentriert. Wir wollen effektive und ganzheitliche Kooperationen unter Mitwirkung aller für die Sicherheit relevanten öffentlichen Behörden und Einrichtungen – z.B. Schulen, Kommunen, Polizei, Verfassungsschutz, Sozialarbeiter und andere Akteure der Zivilgesellschaft – aufbauen. Wir fordern insbesondere eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen kommunalen Ordnungsbehörden und Sicherheitsbehörden. Dazu muss die Vernetzung und Koordinierung zwischen den Sicherheitspartnern ausgebaut werden. Gerade kommunale Ordnungspartnerschaften spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Zudem benötigen wir im Bereich der Inneren Sicherheit einen Ausbau der Grundlagen- und Evaluationsforschung und einen kontinuierlichen Wissenstransfer in die Praxis. Denn dadurch können Risiken und Herausforderungen frühzeitig erkannt werden und Strategien entwickelt werden, um diese zu bewältigen.
Im Einzelnen sind für eine erfolgreiche Innenpolitik unter gesamtgesellschaftlichen Aspekten die folgenden Bausteine nötig:
- Gründung eines Sachverständigenbeirats für Demokratie und Sicherheit in NRW
- Aufbau eines Instituts für Sicherheitsforschung
- Verstetigung und Ausbau einer funktionierenden Präventionslandschaft
- Bündelung und Erhalt von Kooperationen sowohl auf kommunaler als auch auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene
- Verstärkte und zielgerichtete personelle und technische Ausstattung von Polizei und Justiz
Präventionsprogramme fortsetzen und ausbauen
Insbesondere bei der Bekämpfung von Jugendkriminalität sowie bei der Bekämpfung von politischem und religiösem Extremismus spielen Präventionsmaßnahmen eine immer wichtigere Rolle. Wir wollen Prävention stärken, um Kriminalität und kriminellen Karrieren ihren Nährboden zu entziehen und gar nicht erst entstehen zu lassen. Zudem wollen wir über Präventionsmaßnahmen verhindern, dass gerade junge Menschen beispielsweise in den Rechtsextremismus oder Islamismus abdriften. Bereits zur Regierungszeit der SPD zwischen 2010 und 2011 wurden zahlreiche erfolgreiche Präventionsmaßnahmen eingeführt. Mit den Initiativen Kurve kriegen und klarkommen! Chancen bieten durch Prävention vor Ort werden wichtige Vorbeugungsmaßnahmen zur Vermeidung von Jugendkriminalität gefördert. Das Programm Wegweiser als Präventionsprogramm gegen gewaltbereiten Salafismus sowie das Integrierte Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus und Rassismus bekämpfen verfassungsfeindliche Einstellungen in einem frühen Stadium. Auch bei der Verhinderung von Einbruchsdiebstählen verfehlt Prävention ihre Wirkung nicht. Das Programm Riegel vor! Sicher ist sicherer. gegen Wohnungseinbrüche sensibilisiert die Bürgerinnen und Bürger für Gefahren und zeigt ihnen konkrete Vorbeugungsmaßnahmen auf. All diese Maßnahmen verhindern die Entstehung von Kriminalität. Deswegen wollen wir sie zielgerichtet ausbauen.
Polizeipräsenz vor Ort stärken
Zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Verbrechensbekämpfung und -vorbeugung gehören die Stärkung der polizeilichen Präsenz auf der Straße, die Stärkung der kriminalpolizeilichen Arbeit sowie eine gute materielle Ausstattung und Ausbildung der Polizei. Unser Leitbild ist klar: Vor Ort muss die Polizei sichtbar und ansprechbar sein. Das trägt auch zu einem verbesserten Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung bei. Insbesondere an Kriminalitätsschwerpunkten treten wir für eine erhöhte Präsenz der Polizei ein. Zudem wollen wir durch eine Verdoppelung der Zahl der Bezirksbeamten die Polizeipräsenz in unseren Quartieren und Stadtteilen erhöhen. Auch die Kriminalitätsbekämpfung in den Kreispolizeibehörden und im Landeskriminalamt (LKA) muss in personeller Hinsicht weiter gestärkt werden. Dazu zählt auch, dass ein noch stärkeres Augenmerk auf die Bekämpfung von neuen Kriminalitätsformen – wie zum BeispieI Internetkriminalität – sowie auf die Möglichkeiten der digitalen Fahndung gerichtet wird. Und schließlich muss auch die Ausbildung der Polizeibeamtinnen und -beamten stetig an aktuelle Entwicklungen und neue Kriminalitätsphänomene angepasst werden.