Wie Medien zuletzt berichteten, verzichtet Ministerpräsident Hendrik Wüst auf eine Mitgliedschaft im Kuratorium der Krupp-Stiftung. Bisher war es stets üblich, dass die Landesregierung über das Amt des Ministerpräsidenten im Kuratorium der Krupp-Stiftung vertreten ist. Die SPD-Fraktion hat dazu eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt, in der sie wissen will, warum der Ministerpräsident keinen Platz im Kuratorium der Krupp-Stiftung anstrebt und stattdessen die Position seinem Amtsvorgänger Armin Laschet überlässt. Hierzu erklärt André Stinka, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Die Krupp-Stiftung ist als Hauptaktionärin nach wie vor der Kern des Stahlkonzerns Thyssenkrupp. Mit 21 Prozent der Anteile bestimmt sie maßgeblich über die Geschicke des Unternehmens und damit auch der gesamten Stahl-Branche. 

Thyssenkrupp befindet sich wirtschaftlich aktuell in turbulenten Zeiten. Auch wegen des Krieges in der Ukraine plant der Konzern, für 17.000 Beschäftigte Kurzarbeit einzuführen. Hinzu kommen die großen Investitionsaufgaben bei der sozial-ökologischen Transformation. An Thyssenkrupp hängen nicht nur direkt 20.000 Arbeitsplätze, sondern auch ein großes Stück Zukunft des Stahl- und Industriestandortes Nordrhein-Westfalens.

Dass ein Ministerpräsident erstmals nicht Mitglied im Kuratorium der Krupp-Stiftung ist, zeugt von nicht weniger als mangelndem Interesse daran, wie es um den Zustand dieses Stahl- und Industriestandorts tatsächlich bestellt ist. Das äußert sich nicht zuletzt auch darin, dass die Landesregierung es bis heute nicht geschafft hat, einen Stahlgipfel zu organisieren und den Beschäftigten in der Branche eine Perspektive zu geben. Wir bleiben dabei und halten unsere Forderung nach einer Beteiligung des Landes bei Thyssenkrupp aufrecht, um die Transformation des Unternehmens nachhaltig zu unterstützen.  

Offenbar sieht sich Hendrik Wüst für die Sicherung des Stahlstandortes NRW nicht in der Verantwortung. Anders ist kaum zu erklären, warum er eine Mitgliedschaft als Ministerpräsident im Kuratorium der Krupp-Stiftung nicht für nötig hält und seine Einflussmöglichkeiten zur Stabilisierung der Branche aus der Hand gibt. Seine Vorgänger hatten stets ein anderes Amtsverständnis. Dass ausgerechnet Armin Laschet weiterhin die Geschicke von Thyssenkrupp mitbestimmen soll, erklärt sich jedenfalls nicht. Der Ministerpräsident sollte umgehend darauf hinwirken, dass die Landesregierung wieder einen Platz im Kuratorium bekommt und die Interessen des Landes dort vertreten kann.“