In der heutigen Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses „Kindesmissbrauch“ (PUA IV) wurde eine Zeugin vom Jugendamt in Höxter vernommen. Sie betreute den Fall eines damals 8-jährigen Mädchens, welches mehrfach Opfer sexuellen Missbrauchs auf dem Campingplatz in Lügde wurde. Der Fall ist für den PUA IV von besonderem Interesse, da er erneut Systemfehler offenlegt. Hierzu erklären Andreas Bialas, Obmann der SPD-Fraktion, und Jürgen Berghahn, Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW im PUA IV:

„Obwohl das Kind geschützt werden sollte, wurden im Jahr 2017 die Hilfen gestoppt und die behördliche Unterstützung durch das Jugendamt und die Familienhilfe beendet. Scheinbar fühlte sich vor Ort niemand als Anwalt des Kindes. Eine Beteiligung des Kindes an den Hilfeplänen gab es wenig bis gar nicht. Auch zwei Jahre nach Aufdeckung des Falls hat das Jugendamt des Kreises Höxter keine speziellen internen Arbeitsanweisungen für den Umgang mit Fällen des sexuellen Missbrauchs erarbeitet. Solche Fälle erfordern vertiefte Kenntnisse zum Erkennen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder wie auch über Täterstrategien.

Trotz sich wiederholender Hinweise wurde der Verdacht des sexuellen Missbrauchs einzig aufgrund einer medizinischen Untersuchung, die den Verdacht nicht erhärten konnte, nicht weiter verfolgt. Uns ist dies vollkommen unverständlich. Außerdem fragen wir uns, wieso die Polizei nicht hinzugezogen wurde. Die weiteren Untersuchungen müssen zeigen, an welchen Stellen Strukturfehler oder falsche Systemabläufe vorlagen. Hierfür werden wir unter anderem den Landrat von Höxter als Zeugen verhören.“