Die Gesamtschulen in Nordrhein-Westfalen feiern in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Im Schuljahr 1969/1970 sind in Dortmund, Fröndenberg, Gelsenkirchen, Kamen, Kierspe, Münster und Oberhausen die ersten sieben Schulen des längeren gemeinsamen Lernens an den Start gegangen. Aus diesem Anlass waren heute Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule (GGG NRW), der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW NRW), der Schulleitungsvereinigung der Gesamtschulen (SLV-GE NRW) sowie der Landeselternschaft der integrierten Schulen (LEiS NRW) zu Gast in der Sitzung der SPD-Fraktion im Landtag NRW.

Mit dem Start der Gesamtschulen vor 50 Jahren hat die Erfolgsgeschichte einer Schulform begonnen, die sich heute immer größerer Beliebtheit erfreut. Nach einem Jahrzehnt der Stagnation ist die Zahl der Schulen in Nordrhein-Westfalen seit 2012 um 50 Prozent gestiegen. Inzwischen gibt es 340 Gesamtschulen in NRW. Hinzu kommen rund 100 Sekundarschulen.

Leider deckt sich diese Beliebtheit nicht mit der Wertschätzung, die ihr von der NRW-Landesregierung zuteilwerden müsste. Die Gesamtschulen werden wie ein ungeliebtes Kind nur stiefmütterlich behandelt. Ein klares Bekenntnis zum längeren gemeinsamen Lernen fehlt völlig. Vor diesem Hintergrund geben die Unterzeichner folgende Erklärung ab:

„Wir sehen an den Gesamtschulen – und auch an den Sekundarschulen – unseres Landes dringenden Handlungsbedarf. Angetreten ist die Gesamtschule mit dem nunmehr 50 Jahre alten Versprechen, eine Schule für alle Schülerinnen und Schüler, eine Schule der Vielfalt zu sein. Vor Ort lösen Lehrinnen und Lehrer Tag für Tag dieses Versprechen ein. Diesem Anspruch können sie im Alltag jedoch häufig nicht mehr gerecht werden. Deshalb wird es Zeit, dass die Landesregierung die Rahmenbedingungen für die Gesamtschulen verbessert.  

Schulen mit herausfordernden Standortbedingungen können ihre vorhandenen Stellen häufig nicht besetzen. Dieses strukturelle Defizit kann nicht durch die Einzelschulen
gelöst werden – hier muss die Landespolitik dringend handeln. Eine langjährige Forderung ist der schulscharfe Sozialindex, der die Ressourcen nach den Bedingungen vor
Ort verteilt, ganz dem Motto folgend: Ungleiches ungleich behandeln. Das heißt: die besten und viele Lehrer*innen dorthin, wo sie am dringendsten gebraucht werden.
 
Alle Lehrkräfte an den Gesamtschulen müssen endlich mit A13z/EG 13 besoldet werden. Denn um die vorhandenen Stellen an Schulen mit herausfordernden Standortbedingungen
zu besetzen, müssen strukturelle Defizite behoben werden. Die Zulagen-Initiative der Ministerin für neu einzustellende Lehrkräfte kann daher nur ein erster Schritt sein.
Auch die langjährig tätigen Lehrkräfte haben mehr Wertschätzung verdient.
 
Ein wichtiges Anliegen ist uns, dass jede Schule die von ihr aufgenommenen Schülerinnen und Schüler behält und zu einem ersten Abschluss führt. Das systematische Scheitern muss
endlich beendet werden.  Die Gesamtschule kann nicht länger die Schulform sein, die diejenigen aufnimmt, die an der Realschule und am Gymnasium nicht hinreichend
unterstützt und gefördert werden konnten. Die Gesamtschule braucht ein klares Bekenntnis dieser Landesregierung. Das vermissen wir alle sehr.“


Thomas Kutschaty             
Maike Finnern (GEW) 
Werner Kerski (GGG)  
Ralf Radke (LEiS)
Dr. Mario Vallana (SLV-GE)

Eva-Maria Voigt-Küppers
Jochen Ott
und Fraktion