NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer hat heute angekündigt, die Grundschulen ab dem 15. Juni wieder komplett zu öffnen und alle Kinder im Regelunterricht zu beschulen. Dazu erklären Eva-Maria Voigt-Küppers, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW, und Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion:

“Für die Kinder, die jetzt wieder regelmäßig zur Schule gehen können, ist das eine gute Nachricht. Genau wie für ihre Eltern. Sie alle brauchen dringend Verlässlichkeit, Klarheit und Struktur. Das gilt natürlich auch für die Schulen, die seit Wochen wie die Improvisationsweltmeister mit eigenen Konzepten versuchen, den erschwerten Bedingungen gerecht zu werden (siehe Anlage). Von der Schulministerin kam dabei wenig, worauf sie sich verlassen konnten. Dafür umso mehr Chaos.

So richtig die Öffnung für Kinder und Eltern ist, so schwierig ist wieder einmal die Umsetzung für Lehrerinnen und Lehrer und die Schulleitungen. Ministerin Gebauer hätte die Aufgabe gehabt, die berechtigten Interessen der Schüler, Eltern und Lehrer zusammenzuführen. Statt dessen missachtet sie die berechtigten Sorgen der Beteiligten und macht sich selbst zum größten Bildungsrisiko in diesem Land.

Richtig ist, dass für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Eltern jetzt wieder ein Stück Normalität in ihr Leben tritt. Viele Eltern, insbesondere auch alleinerziehende berufstätige Mütter sind oftmals am Rande der Belastbarkeit gewesen.

Umso wichtiger ist es, dass sie jetzt auch Klarheit darüber bekommen, wie es ab dem 26. Juni weitergeht. Eltern brauchen Planungssicherheit und endlich auch Konzepte für eine Ferienbetreuung, auf die sie sich verlassen können.

Wir wissen, dass sehr viele Eltern ihren Urlaub schon zwangsweise im Rahmen des Lockdown nehmen mussten, dass geplante und gebuchte Urlaubsziele nicht angesteuert werden können, dass es gilt, verpasste Lerninhalte nachzuholen, und dass viele Eltern schlichtweg ein verlässliches Betreuungsangebot für die Ferien brauchen.

Genauso wichtig ist es zu erklären, unter welchen Bedingungen, dass neue Schuljahr starten soll. Die Erleichterung für Eltern wäre auch leistbar, wenn man unser Konzept der Projektwochen und der Nutzung außerschulischer Lernorte frühzeitig umgesetzt hätte.

Seit den Osterferien werben wir für ein Konzept, dass verschiedene Szenarien und klare Vorgaben beinhaltet, damit die engagierten Kollegien vor Ort auch zielführend planen können und den Eltern Betreuungssicherheit und den Kindern Bildungsangebote mit ihren Freunden geboten hätte.

Bezüglich der Abschlussfeiern, insbesondere für die Viertklässler, herrscht seitens der Eltern und Schülerinnen und Schüler zudem immer noch große Verunsicherung. Eltern dürfen jetzt zur Zeugnisübergabe samt Abschied die Schulen betreten, die Kinder sich aber nicht mischen, schon gar nicht mit Eltern. Was bedeutet das für die letzte Schulwochen?

Bei nüchternerer Betrachtung der Vorgehensweise des Ministeriums lässt sich keine Führung und keine Strategie erkennen. Es ist eher ein “Learning by doing”. Ein großes System wie das der Schulen in NRW lässt sich so nicht sinnvoll führen.”