In der heutigen Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses „Kindesmissbrauch“ (PUA I) wurde eine Polizeibeamtin aus der Kreispolizeibehörde Lippe vernommen. Sie war an der Ermittlungskommission „Campingplatz“ beteiligt und hat u.a. Opferkinder und den später verurteilten Täter Mario S. vernommen.

Am 19.12.2018 hat die Polizeibeamtin aus Lippe ein Opfer des Andreas V. angehört. Bei der Vernehmung schilderte das Kind deutliche Verdachtsmomente gegenüber dem später verurteilten Täter Mario S. Am nächsten Tag, dem 20.12.2018, vernimmt dieselbe Polizeibeamtin dann genau diesen Mario S. – als Zeugen, nicht aber als Beschuldigten. Dem Verdacht gegenüber Mario S. wurde bei der Vernehmung nicht nachgegangen. Es wurde sogar ausdrücklich zugelassen, dass das Kind den Täter Mario S. fragen sollte, ob es der Polizei etwas sagen darf. Statt das Kind vor dem Täter zu schützen, wurden weitere Kontakte mit dem Täter nicht unterbunden, so dass dieses am nächsten Wochenende bei dem Täter Mario S. übernachtete. Noch nach dem 19.12.2019 hielten sich Kinder bei Mario S. ganze Wochenenden auf, zwei Kinder wurden zwischen Weihnachten und Silvester 2019 durch Mario S. missbraucht.

Hierzu erklärt Andreas Bialas, Sprecher der SPD-Fraktion im PUA I:

„Die Aussagen der Polizeibeamtin sind erschreckend. Trotz deutlicher Verdachtsmomente wurde zugelassen, dass das Kind den Täter Mario S. weiterhin kontaktieren durfte. Es ist vollkommen unverständlich, dass Mario S. nicht mit den Aussagen des Kindes konfrontiert und daraufhin verhaftet wurde. Eine Abfrage in den Polizeisystemen hätte zu dem Zeitpunkt bereits ergeben, dass Mario S. schon zweimal zuvor eines sexuellen Missbrauchs verdächtigt wurde. Es ist unerträglich, dass der Täter seine Taten noch drei weitere Wochen lang fortsetzen konnte.

Außerdem wurde ein ergangener Durchsuchungsbeschluss eine Woche lang nicht vollstreckt, ein Antrag auf einen Haftbefehl gegen Mario S. vom 03.01.2019 von der Justiz abgelehnt, Erst am 11.01.2019 erfolgten Maßnahmen, wodurch S. endlich gestoppt werden konnte. Ganze drei Wochen zu spät.“