Heute hat Innenminister Herbert Reul die Polizeiliche Kriminalstatistik für NRW für das Jahr 2021 vorgestellt. Hierzu erklärt Hartmut Ganzke, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Dass die in der Kriminalstatistik erfassten Zahlen zurückgegangen sind, ist bei einigen Deliktsarten mit Vorsicht zu betrachten. Die Corona-Pandemie hat zu einer Sondersituation geführt. So dürften auch die Ausgangsbeschränkungen zu einem Rückgang von Tatangelegenheiten wie der Straßenkriminalität geführt haben. Insgesamt bestätigt die Polizeiliche Kriminalstatistik mit sinkenden Fallzahlen einen bundesweiten Trend, der seit einigen Jahren anhält. Von diesem Trend hat auch NRW profitiert.

Dramatisch sind allerdings einige gegenteilige Entwicklungen, wie zum Beispiel die stark ansteigende Zahl an Geldautomatensprengungen. Diese verursachen enorme Schäden und sorgen bei den Menschen für ein Unsicherheitsgefühl. Die Innenpolitik in NRW ist gefordert, sich schnell und effektiv zu kümmern.

Erschreckend sind die gestiegenen Fallzahlen im Bereich der Kinderpornographie und des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Bei der Kinderpornographie kam es zu einem Anstieg der erfassten Taten um 137 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, beim sexuellen Missbrauch von Kindern um 23 Prozent. Dieser Anstieg in der Statistik ist vor allem damit zu erklären, dass die Polizei hier seit einiger Zeit verstärkt ermittelt. Dadurch werden mehr Taten aufgedeckt. Diese Taten waren vorher in einem Dunkelfeld versteckt. 

Und genau darin liegt ein Problem der Polizeilichen Kriminalstatistik: Die Kriminalstatistik erfasst nur die Straftaten, die der Polizei im Laufe eines Jahres bekannt geworden sind und von ihr bearbeitet wurden. Daneben gibt es aber in vielen Bereichen weiterhin ein großes Dunkelfeld, das nicht von der Statistik erfasst wird. Dies betrifft zum Beispiel große Bereiche der Organisierten Kriminalität oder der Internetkriminalität. Um die Sicherheitslage in NRW wirklich bewerten zu können, sind weitere Instrumente notwendig.

NRW muss einen regelmäßigen Periodischen Sicherheitsbericht für Nordrhein-Westfalen einführen, der hier mehr Licht ins Dunkel bringt. Eine entsprechende Initiative hat die SPD-Landtagsfraktion 2020 im Parlament eingebracht.

Bei besserer Kenntnis der tatsächlichen Fakten könnten wir künftig gezielter gegen Kriminalität vorgehen.

Polizeigewerkschaften und zahlreiche Experten haben daher empfohlen, einen Periodischen Sicherheitsbericht rasch einzuführen. Auch auf der Bundesebene wurde ein solcher Bericht mittlerweile neu aufgelegt. Nur die nordrhein-westfälische Landesregierung lehnt eine entsprechende Einführung bisher ab. Der Innenminister und die schwarz-gelbe Koalition ruhen sich auf einer Faktenlage aus, die unvollständig ist. Im Interesse eines umfassenden Sicherheitskonzepts ist das nicht.“