Laut einem Medienbericht von Panorama soll der Fleischkonzern Tönnies direkt an der polnisch-ukrainischen Grenze gezielt Geflüchtete anwerben. Dem Bericht zufolge soll Tönnies allen, die sich als Arbeitskräfte verpflichten, auch einen Transport nach Deutschland inklusive Unterkunft versprechen. Das Angebot soll dabei ausschließlich Einzelpersonen gemacht werden. Hierzu erklärt Josef Neumann, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Die Geflüchteten aus der Ukraine befinden sich in einer absoluten Notlage. Sie haben Tage der Flucht und Angst hinter sich und müssen sich erst einmal wieder zurecht- und zu sich selbst finden. In dieser Ausnahmesituation macht die Fa. Tönnies bei den Hilfesuchenden gezielte Anwerbeversuche. Das ist für mich nichts anderes als ein unmoralisches Angebot.   

In der aktuellen Situation ist jede Hilfe vonnöten. Und es ist toll zu sehen, wie viele Unternehmen ihre Solidarität und Unterstützung zeigen. Geflüchteten wenige Meter hinter der Grenze, die ihnen Schutz vor Krieg und Tod bietet, ein Arbeitsangebot unter die Nase zu halten, ist aber weit davon entfernt, hilfreich oder solidarisch zu sein.

Die Fa. Tönnies soll dabei offenbar gezielt nur Einzelpersonen ansprechen, die bei ihr arbeiten können – Familien, Seniorinnen und Senioren, die ebenfalls dringend Schutz und Unterkunft brauchen, scheint er im Regen stehen zu lassen. Falls dem so ist, dann ist das keine Hilfe, sondern pures Eigeninteresse. Auch der Transport und die Unterkunft werden den Geflüchteten offenbar nur gewährt, wenn sie auch bei Tönnies arbeiten – in meinen Augen ein reines ,Quid-pro-quo‘-Geschäft.

Wir müssen Sorge dafür tragen, dass die geflüchteten Menschen aus der Ukraine geschützt werden. Zu keiner Zeit darf die Würde der Menschen gegen den Profit von wirtschaftlichen Interessen ausgespielt werden. Das Beispiel zeigt: Es darf nicht sein, dass einzelne ein solches Angebot annehmen, weil sie es für die einzige Lösung in der Not halten.“