Im Schulausschuss des Landtags von Nordrhein-Westfalen hat Schulministerin Feller heute ihr sogenanntes „Handlungskonzept Unterrichtsversorgung“ vorgestellt. Hierzu erklärt Jochen Ott, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion:

„Die Erwartungen waren groß. Doch was Schulministerin Feller heute als Handlungskonzept gegen die Bildungskatastrophe vorgestellt hat, war kein großer Wurf. Ihre Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels sind längst überfällig und nichts Unerwartbares. Das predigen wir im Grundsatz alles schon seit Jahren. Insbesondere die Maßnahmen zur Erleichterung des Seiteneinstiegs begrüßen wir aber ausdrücklich. Und alles, was zur Wertschätzung des Lehrberufs beiträgt, hat ebenfalls unsere volle Unterstützung. Neben den guten Überschriften mangelt es dem Handlungskonzept aber an Breite und Tiefe. Fragen zur kurzfristigen Entlastung der Lehrkräfte blieben zudem leider unbeantwortet. Man muss es leider so sagen: Die Hütte brennt, und die Ministerin kommt mit einem Eimer Wasser.

Immerhin hat die Ministerin aktuell der Versuchung widerstanden, die aktiven Lehrkräfte mit der Verpflichtung zu einer sogenannten Vorgriffsstunde – also einer Stunde Mehrarbeit – noch zusätzlich zu belasten. Die Tür dazu hat sie aber heute offen gelassen und eine Einführung des Instruments in Zukunft nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Dabei wissen wir aus der Vergangenheit, dass es sich dabei nur um Flickschusterei handeln kann. So bleibt das Thema als Drohung im Raum.

Grundsätzlich verstärkt sich der Eindruck, dass die Schulministerin die Dimension des Problems in seiner Gesamtheit noch nicht erfasst hat. Es geht nicht allein um fehlende Lehrkräfte. Es geht auch um mangelnde Grundkompetenzen von Grundschüler*innen, um fehlende OGS-Plätze, um den schlechten Zustand der mentalen Gesundheit von Schüler*innen und Lehrkräften und auch um fehlendes Geld im System. Schließlich ist NRW bei den Ausgaben pro Grundschüler*in Schlusslicht unter den Bundesländern!  Alles das gehört zusammen, muss zusammen gedacht werden und in ein Gesamtkonzept fließen.

Die Architektur des Systems Schule gerät ins Wanken. Wir müssen da viel umfassender ran: an die Lehr- und Stundenpläne, an die Finanzierungsfragen, an die gerechte Einsatzverteilung von Lehrkräften und an die Gesundheit Nur so sorgen wir auf Dauer wieder für die nötige Chancengleichheit und für eine echte Wertschätzung dieses unfassbar wichtigen Berufs.“