Kies- und Sandabbau in NRW: Generationengerechtigkeit statt Maßlosigkeit

Die Frage, die über der Debatte schwebt, ist eine gewaltige: Wie wollen wir kommenden Generationen unsere Heimat hinterlassen? Viele Jahre war der Kies- und Sandabbau gerade entlang des Rheins eine Selbstverständlichkeit. Doch die Rohstoffgewinnung ist auch ein massiver Eingriff in unsere Umwelt, der für Generationen spür- und sichtbar ist.

Für die SPD-Fraktion im Landtag NRW ist daher klar: Wir müssen den Abbau bedachter gestalten. René Schneider, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, beschreibt die Lage: „Der Kies- und Sandabbau in NRW führt zu Protesten von Kommunen und Bürgerschaft. Landwirte verlieren fruchtbares Land. Unser Grundwasser wird durch den menschlichen Eingriff gestört oder für immer verändert. Auf der anderen Seite benötigt die Bauwirtschaft Material. Die Lage zeigt: Ein NRW-Rohstoffplan ist dringend notwendig.“

Wie kann so ein Plan aussehen? Wie kann ein Bremsen des Abbaus funktionieren? Ein Positionspapier der SPD-Fraktion gibt Antworten. René Schneider stellt es bei einer digitalen Diskussion vor, zu der sich mehr als hundert Interessierte zugeschaltet haben.

Die zentralen Aspekte des Positionspapiers auf einen Blick:

Für uns ist klar: Wenn ein NRW-Rohstoffplan bei der Landesplanung zugrunde gelegt wird, muss auch die Ausweisung von Flächen durch das Land erfolgen. Außerdem muss die Bedarfsdefinition beim Abbau von Rohstoffen angepasst werden. Hierbei dürfen wir die aktuellen Fördermengen nicht einfach fortschreiben und müssen gleichzeitig die Endlichkeit der Ressource, die Substituierbarkeit durch recycelte Baustoffe und die unverhältnismäßig hohe internationale Nachfrage berücksichtigen. Dabei spielt das Recycling eine besondere Rolle, denn hierdurch werden Rohstoffe nicht als vermeintliche Abfälle entsorgt. Wir müssen Recycling beispielsweise im Fall eines Abbruchs von Gebäuden mitdenken.

Außerdem gibt es Alternativen zu Kies und Sand. Nutzen wir sie und investieren stärker in Forschung und Entwicklung. Um das voranzubringen, können wir durch finanzielle Anreize die Verwendung von Recycling oder alternativen Baustoffen in Baumaßnahmen fördern.

Wie es mit dem Rohstoffabbau weitergehen kann? Diese Frage treibt auch die Fachleute um, die sich zur digitalen Debatte zugeschaltet haben.

Mirco Curic, Geschäftsführer von HDB-Recycling, macht mit seinem Unternehmen vor, wie Baustoffrecycling gelingen kann. Es gebe gute Anreize, Baustoffe wiederzuverwerten. Das schone Umwelt und Geldbeutel. Denn Deponieraum für Bauabfälle ist knapp und teuer.

Curic macht auch deutlich: Für Baustoffbetriebe geht es auch in Zukunft darum, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten. Doch das gehe eben nicht nur mit dem klassischen Abbau von Primärrohstoffen sondern auch mit Recycling.

Dr. Andreas Burger, Leiter des Fachgebiets „Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Umweltfragen, nachhaltiger Konsum“ im Umweltbundesamt, bestätigt: „Es führt kein Weg daran vorbei, Kreislaufwirtschaft voranzubringen – auch im Baubereich.“

Johannes Kreißig spricht für die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Er fordert, Gebäude langfristig zu planen: „Wir müssen so bauen, dass es spätere Generationen behalten wollen.“ Das spart den Einsatz immer neue Ressourcen. Zudem müsse man Bauen im Bestand ausbauen. Wenn bei einem Umbau das Tragwerk eines Gebäudes bleibt, sorgt das für einen geringeren Materialeinsatz. Komplett ohne Primärrohstoffe gehe es wohl nicht. Aber dann sollten zumindest die Lieferketten nachhaltig sein.

Ideen und Konzepte für mehr Nachhaltigkeit sind also da. Wir wollen sie umsetzen – für die starke Wirtschaft und gute Arbeitsplätze von morgen.

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