Frauenhilfe in der Krise – Finanzierung jetzt sicherstellen

Ich setze mich dafür ein, dass Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen bedarfsgerecht ausgebaut werden und fordere von der Landesregierung eine solide Finanzierung der Frauenhilfestruktur – auch über die Coronakrise hinaus. Wir brauchen zudem bessere digitale Informationsangebote, um Frauen einfacher erreichen zu können. Warum das alles so wichtig ist? Weil die Situation in den Frauenhäusern in Nordrhein-Westfalen angespannt ist. Im Moment haben nur noch sehr wenige von ihnen freie Plätze zur Verfügung. Damit sind die räumlichen Möglichkeiten stark eingeschränkt, von Gewalt betroffene Frauen aus ihrer häuslichen Umgebung zu holen.

Unterstützung ist jedoch nötiger denn je, wie die erste Umfrage zu häuslicher Gewalt während der Corona-Pandemie zeigt: Die Technische Universität München fand heraus, dass rund drei Prozent der Frauen in Deutschland in der Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen zuhause Opfer körperlicher Gewalt wurden, 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner vergewaltigt. Noch höher liegen die Fallzahlen bei Frauen, die in Quarantäne waren, und bei Familien, die finanzielle Sorgen hatten. Diese Zahlen schockieren mich – als Frau und als Diplom-Sozialarbeiterin.

Die Mitarbeiterinnen in der Frauenhilfestruktur geben ihr Bestes, um mit diesen weiteren Herausforderungen umzugehen. Und doch stoßen sie an ihre Grenzen. Wir brauchen dringend Notfallstrategien und weitere zusätzliche Plätze. Und wir müssen immer auch die Kinder im Blick haben, die von Gewalt im Haushalt ebenso betroffen sind. Hier ist die Landesregierung gefordert! Sie muss die Einrichtungen dabei unterstützen, schnell weitere Platzkapazitäten zu schaffen, indem zum Beispiel Wohnungen für Schutzräume angemietet werden. Und sie muss eine ausreichende Finanzierung sicherstellen. Die zusätzlichen 1,5 Millionen Euro aus dem Nachtragshaushalt sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und decken die laufenden Kosten, insbesondere die Personalkosten, nicht ab. Veranstaltungen mit Einnahmen fallen weg und die Spendenakquise ist den Einrichtungen nur stark eingeschränkt möglich, was zu einem erheblichen Einnahmeausfall führt.

Nicht nur die fehlenden Plätze und die mangelhafte finanzielle Ausstattung sind ein Problem. Was ist, wenn eine Einrichtung aufgrund einer Coronainfektion keine Menschen mehr aufnehmen kann oder gar geschlossen werden muss? Für mich ist klar: Frauenhäuser müssen in die Planungen des kommunalen und landesweiten Krisenmanagements einbezogen werden. Sie sind systemrelevant. Mir ist es vor allem ein Anliegen, dass wir die Präsenz von Frauenhäusern erhöhen. Damit Frauen in Notfallsituationen nicht lange überlegen müssen, wo sie Hilfe finden.
Hier muss die Landesregierung dringend nachsteuern! Bessere digitale Informationsangebote wären in meinen Augen ein wichtiger Schritt, um die Arbeit der Frauenhilfe präsenter zu gestalten. Nur mit diesem Gesamtpaket an Maßnahmen kann es gelingen, die Frauenhilfestruktur nachhaltig zu sichern.

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