Erinnerungskultur würdigen

Die NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in Nordrhein-Westfalen sind herausragende Einrichtungen der historisch-politischen Bildungsarbeit. Sie sind zentrale Orte der Auseinandersetzung mit den Gräueltaten des Nazi-Regimes und vor allem für die Generation der Nachzeitzeugen von immenser Bedeutung. Als Sprecherin unserer Fraktion im Hauptausschuss ist es mir ein dringendes Anliegen, immer wieder an die Opfer des Holocausts zu erinnern. Nur wenn wir uns immer wieder erinnern, können wir das #Niewieder versprechen. Deshalb sind die Gedenkstäten in unserem Land auch so wichtig.

Zum Auftakt der Tour haben wir den Lern- und Gedenkort JAWNE in Köln besucht. Heute erinnert ein Förderverein an das ehemals dort befindliche jüdische Reform-Realgymnasium Jawne. Ebenfalls dort befindet sich heute auch die Kindergedenkstätte Löwenbrunnen, die an die Deportation von über 1.100 jüdischen Kindern und Jugendlichen aus Köln während des Nationalsozialismus erinnert. Zuletzt sorgte hier die Aktion einer Tierschutzbewegung für Schlagzeilen, da die Aktivisten aus vorgeblicher Unwissenheit das Wasser des Löwenbrunnens rot einfärbten.

Wir haben uns hier nicht nur über die ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder von JAWNE e.V. informiert, sondern uns auch darüber ausgetauscht, wie das Wissen um die Bedeutung historischer Orte wieder verbreitert werden kann, damit sich solche Aktionen wie die der Tierschutz-Aktivisten zukünftig an diesen Orten nicht wiederholen.

Die zweite Station der Besuchstour führte uns zur Gedenkstätte Vogelsang IP bei Schleiden-Gemünd. Im Mittelpunkt stand hier der Austausch über die Jugend- und Schüler*Innen-Arbeit sowie die Zukunftspläne der Einrichtung. Die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang ist eine der größten nationalsozialistischen Bauten und vergleichbar mit dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und dem Seebad Prora auf Rügen. Allein aufgrund dieser Historie und Größe ist die Verantwortung für die Gedenkstätte aus meiner Sicht eine gesamtstaatliche Aufgabe, an der sich das Land intensiver beteiligen muss. Das aktuelle Problem ist, dass die Grundstücke, auf denen Vogelsang IP steht, bis zum Jahresende 2020 parzelliert und übertragen werden. Die Vielfalt der neuen Eigentümer reicht dabei von einem Hotelbetrieb bis zu einem Flugverein. Es ist richtig, dass die Gesamtfläche für die Gedenkstätte zu groß ist und von dieser weder unterhalten noch weiterentwickelt werden kann. Umso wichtiger ist es, dass auch die neuen Eigentümer der Teilgrundstücke der Nutzungssensibilität für diesen Erinnerungsort gerecht werden und das Land hierbei mit in die Verantwortung geht. 

Das Problem der Nutzungssensibilität stand auch bei unserem Besuch im Kreismuseum Wewelsburg in Büren auf dem Programm. Auch hier ging es darum, wie die Bedeutung des Ortes langfristig im Bewusstsein der Bevölkerung gehalten werden kann. Die Arbeit der Gedenkstätte im Umgang mit Besuchern aus der rechten Szene sowie Verschwörungstheoretikern ist vorbildlich. 

Nicht zuletzt deshalb setzen wir in unserem Masterplan gegen Rechtsextremismus auch auf den intensiveren Ausbau von Maßnahmen zur Demokratieförderung und politischen Bildung. In dem Masterplan fordern wir zudem, endlich den Weg für ein Demokratiefördergesetz auf Bundesebene freizumachen. Davon würden auch die Gedenkstätten profitieren, wie uns auch bei unseren Gesprächen in der Gedenkhalle Oberhausen oder im Haus der Jüdischen Kultur in der Alten Synagoge Essen bestätigt wurde.

Aktuell sind inzwischen 29 Gedenkstätten im landesweiten Arbeitskreis NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte in NRW e.V. organisiert. Wir machen uns stark dafür, die Qualität der ehrenamtlichen Arbeit durch Unterstützung des Landes zu sichern und weiterzuentwickeln und kontinuierlich neue Projekte mit aufzubauen. Denn wir sind überzeugt: Nur wenn wir uns immer wieder erinnern, können wir das #Niewieder auch in Zukunft gewährleisten.

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