Die soziale Frage: Gesunde Ernährung darf kein Privileg für Besserverdienende werden

Wir sehen die kritische Entwicklung, dass sich ein gesunder Lebensstil immer mehr zu einer Statusfrage entwickelt, über die Menschen sich sozial voneinander abgrenzen. Vor allem gerät gesunde Ernährung selbst zu einer sozialen Frage, wenn eine ausgewogene Ernährung für immer weniger Menschen finanzierbar ist. Das darf nicht sein. Daher kämpfen wir als SPD-Fraktion dafür, dass Gesundheit und Genuss nicht unbezahlbar werden. Wir kämpfen dafür, dass finanzielle Sorgen nicht auch noch negative gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen.


5,09 Euro pro Tag für Lebensmittel

Mit Erntedank begehen wir ein Fest, an dem wir für reiche Ernten danken. Doch der reich gedeckte Tisch ist nicht für alle Menschen in Nordrhein-Westfalen selbstverständlich. Fast ein Viertel der Kinder in unserem Bundesland wächst in Armut auf. Steigende Lebensmittelpreise erschweren einkommensschwächeren Familien zusätzlich eine gesunde Ernährung. Die Preise für Nahrungsmittel sind im Vorjahresvergleich um durchschnittlich 4,6 Prozent gestiegen, bei Gemüse sogar um neun Prozent. Der Sozialverband VdK kritisierte: „Obst und Gemüse werden für Geringverdiener und Menschen in Grundsicherung durch die Preissteigerungen endgültig zum Luxusgut, das sie sich nicht mehr leisten können.“ Der aktuelle Hartz-IV-Regelsatz sieht für die tägliche Lebensmittelversorgung nur 5,09 Euro vor. Damit ist keine gesunde Ernährung mehr finanzierbar. Mangel- und Fehlernährung sowie die dadurch mit hervorgerufenen Krankheiten haben jedoch oft lebenslange Konsequenzen.


Gesunde Ernährung muss möglich sein

Als Fraktion haben wir diesen Handlungsbedarf erkannt und unsere Schlüsse daraus gezogen. Die Berechnungsgrundlagen für die Regelbedarfsermittlung müssen auf den Prüfstand gestellt werden und eine gesunde und nachhaltige Ernährung ermöglichen.  Wir machen uns für mehr Ernährungsbildung stark, und fordern – gemeinsam mit der SPD-Bundestagsfraktion – ein kostenloses Mittagessen in Kitas und Schulen, aus vorrangig regionalen Produkten. Diese Verpflegung muss den neuen Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entsprechen, die neben der Gesundheit auch die Nachhaltigkeit der Lebensmittelproduktion in den Blick nehmen. Unser Ernährungsverhalten wird vor allem im Kindesalter geprägt und ist stark von Gewohnheiten beeinflusst. Umso wichtiger ist es, Kindern über lebensnahe Unterrichtsinhalte eine gesunde Ernährung früh zu vermitteln – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder ihrem Elternhaus.

Vor jedem Erntedankfest steht allerdings auch eine erfolgreiche Ernte. Es ist auch Anlass, unseren Landwirtinnen und Landwirten für ihre Arbeit zu danken. Klimawandel, steigende Produktionskosten und der Preisdruck des Weltmarkts gefährden ihr wirtschaftliches Überleben. Respekt bedeutet auch, ihnen für ihre wichtige Arbeit eine faire Entlohnung zuzugestehen. Zu oft stimmen Verbraucherinnen und Verbraucher dieser Absicht zu, sind dann an der Ladentheke aber nicht willig oder in der Lage, entsprechende Lebensmittelpreise zu tragen, die Tierwohl ermöglichen, Umweltschutz beinhalten und Bäuerinnen und Bauern fair entlohnen. Auch deshalb sorgen wir dafür, dass eine gesunde Ernährung keine Frage der Einkommensklasse wird. Mit einer flächendeckenden Gemeinschaftsverpflegung aus überwiegend regionaler Produktion schaffen wir für unsere Landwirtinnen und Landwirte einen zusätzlichen Absatzmarkt und für unsere Kinder ein Ernährungsbewusstsein, das ihrer Gesundheit dient und die Landwirtschaft in ihrem positiven Wandel zu mehr Nachhaltigkeit unterstützt.

Foto von mali maeder von Pexels

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