Ausbildungskonferenz der SPD-Fraktion zeigt: Die Duale Ausbildung in NRW muss dringend gestärkt werden

In NRW droht ein massiver Fachkräftemangel. Dieser wäre für Unternehmen eine Katastrophe. Denn ohne Nachwuchs wird es immer schwieriger, an Ausschreibungen teilzunehmen und Aufträge anzunehmen. Letztlich schadet das dem Wohlstand unserer Gesellschaft.

Wir wollen die Fachkräftekatastrophe abwenden –  mit allen wichtigen Akteuren gemeinsam. Deshalb haben wir Gewerkschaften, Verbände und Handwerk zum digitalen Talk „Wirtschaft und Schule Hand in Hand gegen den Fachkräftemangel“ eingeladen.

Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit, macht zu Beginn der Debatte deutlich, dass beim Fachkräftemangel nicht nur Jugendliche Ansprechpartner sein müssen: „Es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen. Auch mit 50 Jahren kann man nochmals was Neues starten.“

Anja Weber, Vorsitzende des DGB in NRW, setzt sich für eine politische Stärkung der Ausbildung ein: „Wer nicht ausbildet, muss zahlen. Wir brauchen einen Zukunftsfonds Ausbildung zur Umlagefinanzierung.“ Zudem fordert sie eine Ausbildungsplatzgarantie: „Wir haben 50.000 junge Menschen, die im Übergangssystem sind. Diese Auszubildenden können genommen werden.“

Antonia Kühn, Regionalleiterin Rheinland der IG Bau, lenkt den Blick auf die Attraktivität von Ausbildungsberufen: „Junge Menschen wünschen sich eine Balance zwischen ihrem Privat- und Arbeitsleben.“ Zur Attraktivität zählt freilich auch die Bezahlung. „Wer Fachkräfte haben will, muss Fachkräfte auch anständig behandeln“, sagt Kühn.

Da stimmt Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW zu: „Wer 40 Stunden die Woche malocht, muss davon seine Familie finanzieren und seine Miete bezahlen können.“

Auch für Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW, ist die Attraktivität der Ausbildung ein entscheidender Punkt: „Wenn junge Menschen bestimmte Wünsche für eine Ausbildung haben, die man nicht vor der eigenen Haustür findet, müssen wir auch über günstige Mobilität sprechen, über Azubi-Wohnheime.“ Zudem kommt es aus seiner Sicht auf die Rahmenbedingungen an: „Da wo die Konjunktur gut ist, werden junge Menschen gesucht.“

Eine zweite Gesprächsrunde lenkt den Blick vor allem auf die bildungspolitischen Aspekte der Ausbildung. Mit dabei Frank Hoppen vom Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs in NRW e.V., Petra Bertelsmeier vom Heisinger Kreis und Lena Hölscher, Auszubildende zur Industriekauffrau.

Hoppen lenkt den Fokus auf die Berufsorientierung: „Schülerinnen und Schüler nehmen den Prozess der Berufsorientierung in der Sekundarstufe I oft gar nicht richtig wahr. Berufsorientierung ist an Schulen noch nicht stark genug verankert. Das führt dazu, dass Schüler häufig noch nicht orientiert sind, wenn sie an das Berufskolleg kommen.“

„Wir brauchen mehr Praxisbezug in den Schulen. Wir müssen die Chancen, Berufe auch kennenzulernen, verbessern und in der Sekundarstufe I praxistauglicher werden“, ergänzt Thomas Kutschaty. Zudem gelte es, die Berufskollegs besser auszustatten. „Wenn wir junge Menschen fit machen wollen, müssen wir auch unsere Berufskollegs fitter machen. Schulen müssen die schönsten Gebäude im Ort sein. Wir brauchen dafür ein Investitionsprogramm für Schulen und Berufsschulen.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt an den Schulen ist die Berufsberatung. „Wir müssen die Attraktivität der dualen Ausbildung in der Beratung mehr herausstreichen. Wir müssen gut verkaufen, dass das so attraktiv ist“, sagt Petra Bertelsmeier.

Lena Hölscher hat sich für eine Ausbildung entschieden. Zur Orientierung rät sie: „Sammelt Arbeitserfahrung, macht Praktika in den Sommerferien. Wenn Ihr ein gutes Gefühl habt, probiert es aus. Eine Ausbildung muss nicht für immer sein.“ Und im Betrieb gilt dann für sie: „Der Azubi muss wieder mehr wertgeschätzt werden.“ Auch das sei ein Schritt, um die Duale Ausbildung zu stärken.

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